Sonntag, 23. März 2008

Frohe Ostern

Die Osterfeierlichkeiten fangen in Irland ebenfalls mit dem Karfreitag („Good Friday“) an, obwohl das hier kein Feiertag ist. Nichtsdestotrotz ist es ein sehr spezieller Tag. Die Iren erzählen gerne, dass es niemanden gibt, der seit Jahrhunderten soviel Einfluss auf die irische Kultur hat wie Jesus. Denn niemand sonst würde es schaffen, alle Pubs des Landes für einen gesamten Tag zu schließen. Und das genau passiert am Karfreitag. Alle Pubs sind an diesem Tag geschlossen. Im ganzen Land wird weder Alkohol ausgeschenkt noch verkauft. In den Supermärkten und Tankstellen hängen schwarze Tücher vor den Alkoholregalen, die darauf hinweisen, dass es keinen Alkohol zu kaufen gibt.

Dass dies für die trinkfreudigen Iren eine große Entbehrung ist, dürfte offensichtlich sein. Dass sich aber am Morgen des Karsamstags vor den Pubs Warteschlangen bilden, ist wohl eher ein Gerücht.



St. Patricks Day

Der St. Patricks Day ist der irische Nationalfeiertag und findet normalerweise am 17. März statt. In diesem Jahr wurde er von der Katholischen Kirche allerdings um 2 Tage nach vorne verlegt, weil er ansonsten in die heilige Osterwoche gefallen wäre. Die Iren haben aber trotzdem am Montag gefeiert – oder wahlweise von Samstag bis Montag.

Höhepunkt der Feierlichkeiten sind die bunten Paraden, auf denen die Farbe Grün klar dominiert. In Chicago wird am St. Patricks Day sogar der Fluss grün eingefärbt.



Traditionell trägt jeder – ob Ire oder nicht – am St. Patricks Day den Shamrock (das Irische Kleeblatt), das irische Nationalsymbol. Der heilige Patrick soll den Iren anno dazumal anhand des dreiblättrigen Kleeblatts die Dreifaltigkeit erklärt haben. Auch die irische Fluggesellschaft hat das Kleeblatt als Symbol auf dem Heckflügel.



Am St. Patricks Day heftet sich nun also jeder das Nationalsymbol an die Brust (sowohl Imitate als auch frisch gepflückte Kleeblätter sind zulässig) und viele Iren „ertränken“ dann den Klee („drown the shamrock“) in dem ganzen Guinness, dass zur Feier des Tages in noch größerem Ausmaß getrunken wird als sonst.



Samstag, 15. März 2008

Muttertag in Irland

Der Muttertag wird in Irland im am 4. Sonntag der Fastenzeit gefeiert – im Gegensatz zu Deutschland wo der Muttertag auf den 2. Sonntag im Mai fällt. Hier wie dort schenken die Kinder ihren Müttern Blumen.

Da wir am irischen Muttertag eine junge Mutter (Erin) zu Besuch hatten, musste dieser Anlass natürlich gebührend gefeiert werden. Dazu haben wir dann auch meine Mutter „eingeladen“ und sie per Skype hinzu geschaltet. Da beide Mütter nicht wussten, dass an diesem Tag in Irland Muttertag gefeiert wird, waren sie dann auch ziemlich überrascht als wir plötzlich Wunderkerzen für sie anzündeten und ihnen zum Muttertag gratuliert haben. Für beide war es der erste irische Muttertag – und für Erin sogar der erste Muttertag überhaupt.


Zum deutschen Muttertag bekommen unsere Mütter dann aber wieder Blumen – und einen Anruf.


Babywoche

Vorletzte Woche kamen uns Will & Erin North mitsamt ihrer 2 Monate alten Tochter Avery für 1 Woche besuchen. Sie entschieden sich - natürlich – dafür, den „North-Wing“ des Hauses zu beziehen. Die kleine Avery ist wahrscheinlich das einzige Baby, das bisher in diesem Haus gewohnt hat. Aber es scheint ihr gefallen zu haben. Denn sie ist meist fröhlich aufgewacht (einfach so), hat das erste Mal in ihrem noch kurzen Leben mit einer Rassel Musik gemacht und ist außerdem das erste Mal aus eigener Kraft vom Bauch auf den Rücken gerollt. Wenn das mal nicht an der guten irischen Luft liegt, die Avery auf unseren Wanderungen in Kinsale und an der Küste ausgiebig genießen konnte.


Am Donnerstagabend hieß es dann Abschied nehmen und Koffer packen, denn die Familie North ist am Freitag wieder zurück nach Regensburg geflogen - und wir fürs Wochenende nach Spanien.

In der Nähe von Malaga haben wir uns mit der Familie Mertl getroffen, um die ersten richtigen Frühlingstage in kurzen Hosen und T-Shirt zu genießen. Der jüngste Mertl ist gerade mal 16 Monate alt und hat gerade das Laufen gelernt. Obwohl wir mittlerweile ja schon Übung im Babysitten sammeln konnten, hat uns Maximilian doch vor so manche Herausforderung gestellt. Die Eltern waren zum Glück nie weit und konnten den Kleinen im Bedarfsfall schnell wieder übernehmen.



Als wir am Dienstagabend ganz ohne Baby im Highfield House zu Abend gegessen haben, wurde uns bewusst, wie seltsam ruhig es war. Kurzfristig waren wir versucht etwas dagegen zu unternehmen und den Fernseher anzuschalten, haben uns dann aber doch für die vollkommene Stille entschieden…


Samstag, 8. März 2008

Sportschau

Dank meines Freundes Mike kann ich nach langer Abstinenz wieder Bundesliga schauen. Danke, Mike!

Er hat mir den Tip gegeben, Save.tv auszuprobieren. Fuer nur 4.99 Euro im Monat kann man dort alle deutsche Fernsehprogramme auf einem virtuellen Videorecorder vormerken und anschliessend runterladen oder direkt im Internet anschauen.

Das ist natuerlich nur fuer all diejenigen wirklich interessant, die kein deutsches Fernsehen empfangen koennen, denn wer in Deutschland oder zumindest in Reichweite wohnt, bekommt ja das Fernsehprogramm sozusagen frei Haus geliefert.

Selbstverstaendlich ist die Sportschau schon fuer Wochen im Voraus programmiert. Denn das ist DIE Sendung, die "uns" am meisten abgeht. Mit dem richtigen Player (DivX) und dem richtigen Verbindungskabel zum Flachbildschirm-TV ist die Qualitaet erstklassig. So koennen "wir" die Sportschau fast wie daheim geniessen. Nur meist einen Tag zeitversetzt, weil es fast 2 Stunden dauert, bis die ganze Datei runtergeladen ist.

Samstag, 1. März 2008

Objektiv

Ach ja: Das Objektiv, das wir ausprobiert haben, als wir Michael Dorgan kennen lernten, haben wir uns für unseren nächsten Urlaub gekauft. Der Unterschied wird im Vergleich zum Weitwinkelobjektiv offensichtlich.


Und auch die ersten Bilder sind vielversprechend.



Es scheint also als wären wir für die namibischen Leoparden und sonstigen Kätzchen gerüstet.


Der Geschichtenerzähler Michael Dorgan

Michael haben wir getroffen, als wir mein neues Kameraobjektiv am Coastal Walkway am Charles Fort ausprobiert haben. Er fragte, ob wir ihm seine neue Kamera erklären könnten, da wir ja mit einem solchen Objektiv offensichtlich Profis sein müssten. Wir versicherten ihm glaubhaft, dass das Objektiv neu und bei Weitem professioneller ist als der Fotograf. Geholfen haben wir ihm natürlich trotzdem.

Während ich mich mit seiner Kamera beschäftigt habe, hat er angefangen, seine unzähligen Geschichten zu erzählen… Eine kleine Auswahl:

Seine zahlreichen Reisen führten in unter anderem schon sechzehn Mal nach Marokko. Einmal wurde er von jemandem abgeholt, der ein Schild mit seinem Namen hoch hielt. Allerdings war sein Name auf dem Schild falsch geschrieben. Statt Michael Dorgan stand dort Michael Jordan. Aus nachvollziehbaren Gründen erwarteten die Leute an diesem Flughafen einen sehr großen, muskulösen, schwarzen (politisch korrekter: dunkelhäutigen) Mann. Deshalb bildete sich in der Ankunftshalle eine große Menschentraube. Als sich jedoch herausstellte, dass der kleine, weiße Ire mit dem Bierbauch der erwartete Mann auf dem Schild war, war die Enttäuschung natürlich groß…

Michael liebt Marokko auch wegen der Kultur des Geschichtenerzählens. Diese wird dort auf den öffentlichen Plätzen gepflegt, wo sich meist ein großes Publikum um die Erzähler schart. Anschließend gehen die Zuhörer nach Hause und erzählen dort ihre Fassung der Geschichten. Diese Tradition gleicht anscheinend stark der irischen Erzählkultur, die Michael sehr offensichtlich selbst gut und gerne pflegt. Er hat uns einige Beispiele für die blumige Ausdrucksweise der Iren gegeben. Zum Beispiel sagt man in Irland nicht einfach, dass jemand betrunken war. Sondern man drückt es viel anschaulicher aus und sagt zum Beispiel, dass jemand auf dem Heimweg beide Seiten der Strasse gesehen hat oder dass jemand mit halbseitig hängendem Kopf im Pub saß.

Und dann hat er uns noch die Geschichte von dem alten Iren erzählt, der sich vor dem Heimweg vom Pub eine kleine Whiskeyflasche in die Hosentasche gesteckt hatte, damit er zuhause noch einen Betthupferl trinken konnte. Zuhause angekommen, polterte er, aufgrund seines erhöhten Alkoholgenusses erst mal gegen die Wand. Darauf hin spürte er wie eine Flüssigkeit sein Bein hinab floss. Da er selbst kaum mehr aus den Augen sah, bat er seine inzwischen aufgewachte Frau, ihm zu versichern, dass es Blut war, das ihm da am Bein hinunter lief – und nicht sein guter Whiskey…


Schaltjahr

Bekanntlich befinden wir uns in einem Schaltjahr und haben gestern den zusätzlichen Tag in diesem Jahr erlebt. In Deutschland sind mit diesem Tag – zumindest meines Wissens - keine besonderen Traditionen verbunden. In englischsprachigen Ländern – und damit natürlich auch in Irland – schon. Die Tradition gestattet es Frauen nur in Schaltjahren Männern einen Heiratsantrag zu machen.

Diese Tradition soll – wie kann es anders sein – ihren Ursprung in Irland haben. Der Legende nach soll sich die Heilige Bridget beim Heiligen Patrick im Namen aller Frauen beklagt haben, dass Frauen zu lange auf Heiratsanträge warten müssen. St. Patrick soll nicht lange gefackelt und verfügt haben, dass ab sofort auch Frauen um die Hand eines Mannes anhalten können - aber nur in Schaltjahren.

Komisch ist nur - wie findige Geschichtswissenschaftler festgestellt haben - dass die Heilige Bridget zum Zeitpunkt der Einführung dieser Tradition gerade mal 5 Jahre alt war. Scheint wohl ein ganz frühreifes Früchtchen gewesen zu sein…

Wie dem auch sei – Frauen scheinen diese Tradition zu lieben. Allein in England wurde Hochrechnungen zu Folge für den gestrigen Tag mit über 14.000 Heiratsanträgen von Frauen gerechnet. Wie viele es dann tatsächlich waren und wie viele davon erfolgreich waren, kann freilich noch nicht berichtet werden.

Übrigens heißt Schaltjahr im Englischen „leap year“ was am besten mit Sprung oder Satz übersetzt wird. Deswegen werden in hier in Irland Frösche mit Schaltjahren assoziiert.