Sonntag, 16. Dezember 2007

Irische Gemütlichkeit

Ein spanischer Tourist fragte einmal einen Iren, ob es in Irland ein ähnlich dehnbares Zeitverständnis gebe, wie das spanische „manana“ (morgen). Um Himmels willen, antwortete der Ire entsetzt. So etwas Dringliches gibt es bei uns nicht.
So erzählt es die Legende. Dass das Zeitverständnis der Iren tatsächlich etwas anders ist als das der meisten Europäer, haben wir diese Woche schon leidlich erfahren müssen. Wir wollten nur mal schnell unser Auto aus der Werkstatt abholen (die Batterie war kaputt) und hatten trotz dringlicher Warnungen nur 30 Min. eingeplant, tatsächlich hat es dann aber doch fast 2h gedauert, bis wir unser Auto endlich in Empfang nehmen konnten. Und dass obwohl wir nicht ganz blauäugig rangegangen waren und vorher angerufen hatten, ob das Auto auch wirklich schon fertig sei. Dies wurde uns dann auch bestätigt. Als wir dann in der Werkstatt vorstellig wurden, wusste der freundliche junge Herr dann aber nichts davon und meinte, dass sie die Batterie lediglich noch füllen müssten (komisch, bei einer neuen Batterie) und dass das allerhöchstens 30 Min. dauern würde. Das nahmen wir gerade noch in Kauf. Allerdings war das Auto auch nach den 30 Min. nicht fertig und die Info lautete dann: allerspätestens in 15 Min. Und so ging das immer weiter. Tatsächlich war es so, dass die irischen Kollegen bis zu dem Zeitpunkt als wir in der Werkstatt auftauchten noch nicht mal mit der Reparatur angefangen hatten und uns quasi ins Gesicht gelogen haben.
Für einen Deutschen (mir wurde hier schmerzlich bewusst, dass ich doch ziemlich deutsch bin) ist das natürlich sehr ärgerlich, was auch den Iren nicht entgehen konnte, da wir unserem Unmut nach einer gewissen Zeit Luft machen mussten, ansonsten wären wir geplatzt. Zumindest haben die Iren sich dann kulant gezeigt und uns keine Arbeitszeit berechnet, weil wir so lange warten mussten. Wir werden wohl noch viel lernen müssen…

Sonntag, 9. Dezember 2007

Locals

Heute haben wir mit unserem amerikanischen Kollegen Jeremy das Charles Fort hier in Kinsale besucht. Das ist eine Befestigungsanlage aus dem 17. Jahrhundert, die viele Jahre unbeschadet überlebt hat, dann aber von der IRA demoliert wurde. Was für eine Schande. Nun wurde das Fort aber wieder restauriert und ist ein guter Platz, um die Aussicht auf den Hafen von Kinsale und das Meer zu genießen (wenn es nicht gerade so superheftig stürmt wie heute).


Da wir nun schon zum 2. Mal da waren und der Eintritt doch immerhin 3.70 Euro pro Person kostet, haben wir mal gefragt, ob es für Einheimische (Locals) nicht einen Spezialtarif gibt. Der freundliche ältere Mann am Eingang ist erst nicht weiter darauf eingegangen, hat die Eintrittskarten ausgestellt und nebenbei einen Monolog über die Geschichte des Forts gehalten. Am Ende hat er dann jede Eintrittskarte einzeln beschriftet und wir dachten schon, dass dies die übliche ineffiziente irische Art ist. Aber dann stellte sich heraus, dass er uns „Spezialtickets“ ausgestellt hat, die uns 1 Jahr freien Eintritt gewähren – zum Preis einer normalen Eintrittskarte. Sehr nett. Nun fühlen wir uns ein bisschen mehr wie „richtige“ Kinsaler und gehören wieder ein bisschen mehr zu den richtigen „Locals“. Und als richtiger Einheimischer geht man am Sonntagnachmittag auf ein oder zwei Pints ins Bulmans…



Sir Walter Raleigh

Sir Walter Raleigh war Gründer und Verwalter des US Bundesstaates Virginia und ist schuld, dass wir in unserer Kantine jeden Tag Kartoffeln vorgesetzt bekommen. Denn 1585 war er es, der die Kartoffel nach Europa, genauer gesagt nach Irland brachte. Seither ist sie hier Volksnahrungsmittel. Auch heute noch gibt es wirklich zu jedem irischen Essen Kartoffeln - und 2 Gemüsesorten (bei uns in der Kantine meistens Erbsen und Möhrchen). Obwohl es täglich Kartoffeln gibt, scheinen die Iren keinen Drang zu verspüren, Variation in die Art der Zubereitung zu bringen. Es gibt weder Bratkartoffel, noch Kartoffelpüree oder Kartoffelsalat oder Kartoffelgratin, geschweige denn Pommes. Nein, es gibt jeden Tag gekochte Kartoffeln, die man auch noch selbst salzen muss – was aber nur die Ausländer machen. Iren scheinen ihre stinknormale, fade Kartoffel zu lieben. Da ich ja nun nicht gerade als Kartoffelliebhaber bekannt bin, ist diese irische Eigenart dann schon eine besondere Herausforderung.

Donnerstag, 6. Dezember 2007

Nikolaus

Heute war doch tatsächlich der deutsche Nikolaus zu Besuch hier in Cork. Um meinen Kollegen hier deutsche Traditionen näher zu bringen, hatten wir den Nikolaus hier ins Center bestellt, damit er den Iren, Schotten, Engländern, Franzosen, Italienern, Holländer, Polen, Lithauern, Indern und nicht zuletzt auch den wenigen Deutschen Süßigkeiten bringt. Natürlich haben nur diejenigen was bekommen, die auch wirklich brav waren. Mit dem Knecht Rupprecht hat das noch nicht ganz so geklappt, der hatte leider keine passenden Klamotten. Und der Knecht Ruprecht war sogar ein Totalausfall – der hatte nämlich ganz wichtige Meetings…


Die meisten dieser anderen Kulturen kennen ja nur den Santa Claus – und der kommt ja bekanntlich an Weihnachten. Ganz schön schwierig, den Leuten hier beizubringen, dass der Santa in Deutschland Nikolaus heißt und schon Anfang Dezember kommt. Und dass es dann an Weihnachten trotzdem noch mal Geschenke gibt. Ein paar haben sich dann auch tatsächlich beim „Niklas“ bedankt – aber die meisten blieben doch bei dem für sie herkömmlichen „Thanks, Santa“.

Nach getaner Arbeit erst mal ausruhen am Kaminfeuer:


Samstag, 1. Dezember 2007

Cinderella

Also entweder hab ich als Kind beim Märchen von Aschenputtel nie richtig zugehört (zugegebenermaßen war ich ja eher der Rapunzeltyp) oder aber wird die Geschichte in englischsprachigen Ländern leicht abgeändert erzählt. Erfahren hab ich das letztes Wochenende auf einer Party. Mein Kollege Barry hat mir die ganze Zeit erzählt, dass er um Mitternacht daheim sein muss, weil er es seiner Frau versprochen hat und sich ansonsten in einen Kürbis verwandeln würde („I’m going to turn into a pumpkin“). Dazu muss man wissen, dass die Iren es lieben, sich möglichst eloquent und blumig auszudrücken. Aber weil er das die ganze Zeit erzählt hat, hab ich halt dann doch mal nachgefragt und erfahren, dass dieses geflügelte Wort aus dem Märchen von Aschenputtel stammt, wo sich um Mitternacht Kürbisse in Kutschen verwandeln – oder umgekehrt?

Apropos: Barry hat uns natürlich nicht im Stich gelassen und bis um 3 Uhr am Morgen kräftig mit uns getrunken. Dabei hat er weder die Form eine Kürbis angenommen, noch hat ihn seine Frau mit dem Nudelholz empfangen – obwohl sie anscheinend wach war als er heim kam (sie meinte dann aber nur, dass sie ja nun endlich schlafen könne…). Übrigens ist Barry unser wahrscheinlich ältester Mitarbeiter (schätzungsweise um die 55) und so etwas wie unser Maskottchen, weil er so eine unglaubliche Lebensfreude ausstrahlt.

Old Head of Kinsale

Letzte Woche sind wir (bereits zum wiederholten Male) zum Old Head of Kinsale gefahren, um diesen sagenhaften Ort zu erkunden.


Zwar ist der tatsächliche Old Head of Kinsale leider seit 1997 nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich (weil ein Amerikaner das ganze Land gekauft und zu einen exklusiven Golfclub umfunktioniert hat), aber schon der Ausblick von der Steilküste vor dem Old Head auf den Old Head ist grandios.


Nicht auszumalen wie es wohl wäre, dort eine Runde Golf zu spielen… Wahrscheinlich wüsste man gar nicht, ob das Golfen tatsächlich das Wichtigste ist oder doch eher die spektakuläre Landschaft, die förmlich danach schreit, fotografiert zu werden! Unbedingt diesen Link hier auschecken – so sieht der Old Head of Kinsale aus der Vogelperspektive aus.

Eine Mitgliedschaft in dem exklusiven Golfclub ist nicht bezahlbar – und wenn dann würde man erst mal Jahre auf der Warteliste verbringen. ABER: Man kann sich ein Green Fee für eine Runde kaufen. Kostet nur 295 Euro. Eberhard, Mike, das heb ich mir für euch auf! Ich denke, das darf man sich nicht entgehen lassen.