Sonntag, 28. September 2008

Sommermonat September

Wie schon letztes Jahr war bzw. ist der September der beständigste, schönste und bisher wärmste Monat des Jahres. Ein schöner Ausklang des Sommers, nachdem der August so extrem eklig und nass war. Tatsächlich war es der nasseste Sommer in Irland seit Beginn der Wetterstatistiken im Jahr 1837! Und wir waren mittendrin und live dabei.

Umso mehr genießen wir nun die warmen (19C°) Spätsommertage. Gestern haben wir eine kleine Wanderung zur Küste gemacht, haben dort unsere Picknickdecke ausgebreitet und den ganzen Nachmittag mit lesen, schlafen und den Ausblick aufs Meer genießen verbracht. Herrlich.



Am Abend haben wir dann – zum 2. Mal in diesem Jahr – unseren Schwenkgrill aus der Garage geholt und so richtig ausgiebig gegrillt. Fast wie an einem richtigen Sommertag. Nur wurde es schon gegen 20 Uhr so kühl, dass wir kräftig Holz nachlegen mussten, um uns am Feuer wärmen zu können. Ein wunderbarer Vorgeschmack auf unseren Urlaub, der am nächsten Freitag beginnt.




Fota Wildlife Park

Letzte Woche waren wir im Fota Wildlife Park, einer Art Zoo mit, für viele Tiere, offenen Gehegen. Das funktioniert, weil Fota eine Insel ist und die Tiere so nicht abhauen können. Natürlich gibt es Tiere, die man trotzdem besser nicht frei rumlaufen lässt. Die Geparden zum Beispiel, sind verständlicherweise in geschlossenen Gehegen untergebracht.
Wir haben einen wunderbaren Sonnentag erwischt und so einen schönen Spaziergang auf der Insel gemacht. Mit dabei war unsere neue Kamera. Die haben wir extra für unseren nächsten Afrika Urlaub gekauft und die musste natürlich noch ausprobiert werden, bevor es nächste Woche losgeht. Und was wäre ein besseres Training für eine Fotosafari als ein Besuch im Zoo? Gibt’s wahrscheinlich nicht. Deshalb haben wir dann unsere gesamte Kameraausrüstung inklusive großes Zoom und Stativ plus Fernglas (auch neu für den Urlaub) mit uns herum geschleppt. Das hat uns dann selbst zu Objekten der Aufmerksamkeit gemacht. Andere Fotographen haben über unser Zoom erkundigt und die irischen Kids wollten wissen, ob wir „richtige“ Fotographen sind. Sie waren ein bisschen enttäuscht, als wir ihnen gesagt haben, dass wir das nur zum Spaß machen. Manchmal wäre es vielleicht doch schöner, ein bisschen zu schwindeln. Den irischen Kids hätte es auf alle Fälle besser gefallen, wenn wir „richtige“ Fotographen gewesen wären.









Samstag, 20. September 2008

Ein Volk von Verbrechern

Wenn man eine der irischen Zeitungen liest, bekommt man unweigerlich den Eindruck, dass man es hier mit einem Volk von Verbrechern zu tun hat. Diebstähle, Raubüberfalle, Gewaltanwendung, gar Morde überall. Irische Zeitungen bestehen hauptsächlich aus sogenannten Gerichtsberichten. Nachrichten aus dem Rest der Welt werden auf kleinstem Raum abgehandelt und interessieren eigentlich nicht wirklich. Viel interessanter sind die Berichte über die vielen kleinen und großen Delikte aus dem Polizeibericht. Denn dort werden die Täter öffentlich an den Pranger gestellt, komplett mit Namen, Adresse und Geburtsdatum. Auch im Radio hört man in den Nachrichten den ganzen Tag nur Neuigkeiten über die scheinbar allgegenwärtige Kriminalität in Irland.



In Wahrheit ist aber eigentlich alles ganz anders. Es gibt so gut wie keine Kriminalität – abgesehen von ein paar wirklich üblen Vierteln in Dublin, aber solche Viertel gibt es ja auch in vielen anderen Großstädten der Welt und auch in Nürnberg, New York und Stuttgart. Ja sogar in Riedlingen wurde kürzlich eine Spielhalle überfallen.

Das wahre Gesicht Irlands sieht viel freundlicher aus. So hat mir kürzlich eine Arbeitskollegin erzählt, dass sie jeden Tag vergisst, das Licht in ihrem Auto auszumachen und jeden Tag kommen die Kinder aus der Nachbarschaft, klingeln und machen sie darauf aufmerksam. Damit aber nicht genug. Anfang dieser Woche haben die Kinder nun schüchtern angefragt, ob sie zukünftig das Licht im Auto selbst ausmachen dürfen, denn abgeschlossen wäre das Auto ja auch nie. Die Kollegin hat es ihnen zwar erlaubt, aber sich nun doch fest vorgenommen, dass Auto zukünftig wenigstens abzuschließen. Man weiß ja nie – bei all den Meldungen in den Zeitungen…

Dschungelpfad

Vor ein paar Wochen stand nach längerer Zeit mal wieder unsere Lieblingswanderstrecke von unserem Haus zur Steilküste am Preghane Point und von dort immer der Küste entlang über die Lower, Middle und Upper Cove bis nach Summercove zum Bulman auf dem Programm. Im Gegensatz zu unserer Besucherin Katrin kannten wir die Strecke zwar schon, aber anscheinend doch nicht gut genug. Denn wie sich bald herausstellte hatte sich der Wanderweg in einen dornigen Dschungelpfad verwandelt, durch welchen ohne kräftigen Armeinsatz kein Durchkommen war. Hätten wir geahnt, dass sich dieser Weg in nur 4 Monaten so komplett verändert hat, hätten wir Katrin vielleicht doch vehementer zu solidem Schuhwerk geraten. Mit ihren Slippers war die als gemütliche Wanderung geplante Tour für sie am Ende doch eher eine Tortur. Zumindest bis wir wieder auf normale Straßen und Wege zurück kamen. Aber schon nach dem ersten – und sicherlich wohlverdienten – Bier im Bulman waren die Qualen vergessen und schon beim zweiten Bier beim Spaniard lachten wir – wie noch den ganzen Abend - über unser Dschungelabenteuer. Diese Wanderung wird Katrin ganz sicher für immer in Erinnerung bleiben.




Sonntag, 14. September 2008

Waffen im Handgepäck

Zu Beginn unseres Kurztrips nach Paris hat Michaela erst mal das Sicherheitssystem des Flughafens in Cork getestet. Sie hatte einen ungefähr 3 Zentimeter langen Nagel in ihrer Handtasche, welcher dann auch sofort von den irischen Sicherheitsbeamtinnen identifiziert und beschlagnahmt wurde. Überzeugt von der Effizienz der Kontrollen traten wir unseren Trip nach Paris an.

Auf dem Rückweg machten wir uns zuerst keinerlei Gedanken über die Sicherheitskontrollen, denn schließlich kann man ja davon ausgehen, dass diese auf den größeren Flughäfen noch besser sind. Kurz vor der Sicherheitskontrolle dämmerte uns aber, dass uns die Franzosen definitiv als Sicherheitsrisiko einstufen würden. Ich hatte Andi am Telefon und hielt gerade ein flammendes Plädoyer über die Vorzüge des Campens im Urlaub und die minimale Ausrüstung, die man dazu benötigt, als ich bemerkte wie Michaelas Gesichtsausdruck beim Stichwort „Schweizer Taschenmesser“ (welches man beim Campen gut gebrauchen kann) von entspannt über nachdenklich zu panisch wechselte. Ein Schweizer Taschenmesser ist auch in Frankreich ein unabdingbarer Begleiter, um jederzeit den Käse für das Baguette schneiden bzw. die Rotweinflasche entkorken zu können. Aus diesem Grund befand sich unser nagelneues Schweizer Taschenmesser in Michaelas Handtasche. Uns war klar, dass uns die Franzosen niemals mit einem Messer mit 7 Klingen und zahlreichen anderen spitzen Werkzeugen durch die Sicherheitskontrolle lassen würden.



Also gab es nur 2 Möglichkeiten. Entweder das Messer brav bei den Sicherheitsbeamten abgeben und uns von dem Messer zu verabschieden. Oder aber nochmal zurück zur Gepäckaufgabe rennen, um Michaelas gesamte Handtasche als zusätzliches Gepäckstück aufzugeben. Wir entschieden uns für die letztere Variante. Während Michaela losspurtete, hielt ich unseren Platz in der Warteschlange und wartete schließlich direkt vor der Passkontrolle auf Michaela, die mich dann auch prompt anrief, dass sie die verfluchte Gepäckaufgabe nicht mehr finden konnte, dann aber genau in diesem Moment vor ihr stand und sich dort anstellte. Ich ließ währenddessen Passagier um Passagier an mir vorbeiziehen, weil ich natürlich ohne Michaela nicht durch die Passkontrolle gehen wollte. Schließlich kam dann eine ziemlich geschaffte Michaela zurück und wir konnten endlich durch die Kontrollen gehen. Wir hatten gerade noch Zeit 2 Flaschen französischen Rotwein zu kaufen, bevor wir als eine der letzten Passagiere an Bord gingen, wo wir einen Flug ohne jegliche Aufregung zurück nach Cork genossen. Zu unserer Freude kam dann auch Michaelas Handtasche mitsamt Schweizer Taschenmesser wohlbehalten in Irland an.

Wie einst Lance Armstrong

… sind wir letzte Woche mit unseren geliehenen Fahrrädern die Champs-Elysee entlang geradelt und haben als Zugabe noch eine Ehrenrunde um den L’Arc de Triomphe gedreht. Bei - für mich hochsommerlichen - 24C° war das eine tolle Sache. Die Fahrräder kann man in Paris an zahlreichen Stationen ausleihen und dann einfach an einer beliebigen anderen Station wieder in ein elektronisches Schloss einsperren.




Ein tolles System, welches auch von den Parisern gerne genutzt wird (Danke, Bettina für den Tipp!). Denn diese wunderbare Stadt ist etwas zu groß, um alles zu Fuß zu erkunden, aber genau richtig mit dem Fahrrad. In einer halben Stunde schafft man es locker fast einmal quer durch die City. Wir hatten eine Fahrradstation gleich beim Hotel und sind von dort aus fast alles geradelt. Nur einmal sind wir auf ein anderes Verkehrsmittel umgestiegen, als wir uns vom Eifelturm mit dem Schiff zur Notre Dame schippern ließen. Die gute alte Metro haben wir angesichts dieser Alternativen völlig ignoriert. Das hat sie nun zwar auch wieder nicht verdient, aber das Wetter war einfach zu gut, um unterirdisch zu reisen.