Samstag, 23. Februar 2008

Der Dachs

Während Michaela mit Seamus Englisch büffelte, fuhr ich kurz zum Einkaufen. Unterwegs entdeckte ich keine 2 km von unserem Haus entfernt ein Prachtexemplar eines Dachses – leider tot, wahrscheinlich von einem Auto angefahren. Der Größe nach zu urteilen war es ein ausgewachsener Männchen, denn er war geschätzte 90cm lang.

Der Größe nach zu urteilen war es ein ausgewachsener Männchen, denn er war geschätzte 90cm lang. Der Dachs (auf Englisch übrigens „Badger“ wie mir Seamus anschließend erklärte) ist Mitteleuropas größter Marder, gehört damit zur Familie der Hunde und lebt normalerweise in Wäldern, wo er für sich und seine Familie einen riesigen Bau gräbt. Umso verwunderlicher, dass dieser Dachs in dieser Gegend hier lebte, wo es doch auf der Halbinsel Preghane kaum Wälder gibt. Eigentlich bleibt nur das kleine Waldstück beim Carlton Hotel, welches ca. 1km von der Fundstelle entfernt liegt.



Englischkurs

Wir in den letzten beiden Wochen nun endlich mit den ersten unserer insgesamt je 100 Englischstunden begonnen, die Teil unseres Umzugspakets sind. Obwohl Michaela sich natürlich auf ganz anderem Level verbessern möchte als ich, haben wir denselben Lehrer. Seamus (gesprochen „Scheimus“) ist – wie wir es uns gewünscht haben - Ire und bringt uns neben Englisch auch ein bisschen Irisch bei. Das hört sich vielleicht komisch an, ist aber durchaus ernst zu nehmen. Denn selbst unsere Kollegen aus England tun sich mitunter schwer, die Iren mit ihrem extremen Dialekt zu verstehen.

Wir haben fest vor, konsequent mindestens 1 Englisch-Stunde pro Woche zu nehmen. Michaela hatte heute Vormittag gleich eine Doppelstunde. Dafür kam Seamus extra zu uns raus nach Kinsale. Normalerweise treffen wir ihn aber im Büro in Cork. Doch heute hat er die Gelegenheit genutzt, um anschließend ein paar Freunde in Kinsale zu treffen.



Sonntag, 17. Februar 2008

Giovanni Trapattoni

Die Sensation ist perfekt: Giovanni Trapattoni wird im Sommer die Irische Fußballnationalmannschaft übernehmen. Damit haben auch „unsere“ Jungs wieder bessere Chancen bei der WM 2010 dabei zu sein, nachdem sie in der EM Qualifikation kläglich gescheitert sind und vom ganzen Land als Weicheier verspottet wurden.

Die WM-Qualifikation beginnt für Irland am 6. September in Georgien. Neben Bulgarien, Zypern und Montenegro steht zudem das nun brisante Duell mit Weltmeister Italien an.



Übrigens: Der Irische Fußballverband könnte sich Trapattoni eigentlich gar nicht leisten. Ein irischer Geschäftsmann soll den Gerüchten zufolge die Hälfte der jährlich 2 Millionen Euro übernehmen. Das hat in den irischen Medien heftige Debatten über die Ethik und Unabhängigkeit des Irischen Verbandes ausgelöst. Obwohl der irische Geschäftsmann beteuert, dass er keinerlei Ambitionen habe, Einfluss auf den Trainer zu nehmen, glaubt die Mehrzahl der Iren, dass sich dies spätestens nach den ersten Niederlagen wird.

Auf der anderen Seite sind die Iren absolut überzeugt, dass Trapattonis Philosophie ideal für den Irischen Fußball ist. Eine starke (und harte) Abwehr gilt in Irland als Gütesiegel. Niemand hat hier Angst vor langweiligem, defensivem Ergebnis-Fußball. Denn die Iren wissen, dass sie keine Brasilianer sind – und schon gar keine Schönwetterfußballer.

Südafrika wir kommen!

Sonntag, 10. Februar 2008

Nichts für Warmduscher

Kürzlich mussten wir fest stellen, dass die Heizung nicht anspringen wollte als wir abends heimkamen. Wir führten das auf einen der immer mal wieder auftretenden Aussetzer der Heizung zurück und beschlossen, unseren Nachbarn, den Plumber John nicht sofort anzurufen. Dass das ein Fehler war, wurde uns am nächsten Morgen schmerzlich bewusst. Denn die Heizung funktionierte noch immer nicht und – schlimmer noch – auch der Heizkessel war ausgefallen und das Wasser demnach eiskalt. Da wir auf die morgendliche Dusche trotzdem nicht verzichten wollten, reduzierte sich die Duschzeit auf ein Minimum.

Kaum aus der Dusche raus, kontaktierten wir Plumber John. Der versprach bis zum Abend vorbei zu schauen. Als wir von der Arbeit nach Hause kamen, funktionierte bereits alles wieder bestens. Plumber John hatte uns eine Nachricht hinterlassen, dass er sich den Öltank im Garten angeschaut und das Problem sofort gefunden hatte: Der Notschalter war umgelegt (und die Ölzufuhr somit abgestellt) worden. Und wer war der Übeltäter? Der Wind bzw. dessen großer Bruder, der Sturm!

Nachtruhe

Nun da die Kühe die Kühe unserer Nachbarn verkauft oder im Stall sind und in unserem Haus schon seit Längerem keine Maus mehr gesichtet oder gehört wurde, sollte man eigentlich annehmen, dass es nun mucksmäuschenstill ist. Aber das ist ein Trugschluss! Weit gefehlt sogar!

Denn wenn der Wind mal wieder vom Meer zu uns herauf pfeift ist der Geräuschpegel bestimmt so hoch als ob eine Strasse am Haus vorbei führen wurde. Wenn man nun noch so gute Lauscherchen hat wie die Dame des Hauses, so kann dies die Nachtruhe schon beträchtlich stören.

So zum Beispiel letztes Wochenende als der Wind besonders stark um das Haus pfiff. Michaela wachte nicht nur um 5 Uhr früh auf, sie machte sich auch Sorgen, dass der Wind das Haus beschädigen und das Dach wegreißen könnte. Da ich natürlich noch friedlich schlief, blieb ihr nichts anderes übrig, die Lage eigenhändig zu prüfen und sich todesmutig hinaus in den Sturm zu wagen. Gesehen hat sie um diese „Nacht„-Zeit natürlich nichts, aber dafür war es endgültig vorbei mit der Nachtruhe, denn nun war sie hellwach. Als es hell und ich wach war, inspizierten wir das Haus erneut von außen und stellten erleichtert fest, dass noch alles dran ist.

Aber nicht nur der Wind kann einem den Schlaf rauben – auch Banditen, die nachts scheinbar ums Haus schleichen. So geschehen vorletzte Woche als ich für eine Nacht in England war. Michaela war die erste Nacht allein in unserem Haus und hörte prompt mitten in der Nacht ein Geräusch. Es scheint nicht weiter verwunderlich, dass ein so großes Haus hin und wieder Geräusche von sich gibt. Aber Michaela war sich sicher, dass es sich hierbei um Banditen handeln musste, die ums Haus schleichen und versuchen hinein zu kommen. Deswegen beschloss sie aufzustehen und auch zu schleichen, nämlich im Haus herum, um die Banditen in die Flucht zu schlagen. Das ist ihr wohl auch gelungen, denn sie waren wie vom Erdboden verschwunden und wurden nie gesehen… Ich glaube übrigens, dass es sich um dieselben Banditen handelte, die uns auf unzählige Campingplätze dieser Welt gefolgt, auch dort schon um unser Zelt geschlichen sind und die Michaela durch beherztes, konzentriertes Lauschen und An-der-Zeltwand-wackeln vertrieben hat.

Ansonsten – in normalen Nächten - schlafen wir aber ganz gut – um nicht zu sagen hervorragend.

Samstag, 2. Februar 2008

Schnee in Irland

Der 1. Februar 2008 war ein historischer Tag. Denn es fiel tatsächlich Schnee in Cork. Und mit Schnee meine ich nicht nur so ein paar Schneeflöckchen, die schon geschmolzen sind, bevor sie den Boden erreichen (das gab’s schon öfter), sondern richtigen Schnee, der Irland kurzfristig in eine richtige Winterlandschaft verwandelt hat. So wie wir das aus Deutschland kennen.

Das war dann auch die erste Frage, die mir von meinen Kollegen gestellt wurde, die ganz aufgeregt in mein Büro kamen: „Siehst du das? Ist das wie in Deutschland? Fühlt sich das an wie Zuhause?“ Sie waren dann auch sehr stolz als ich ihnen versichert habe, dass dies tatsächlich so aussieht wie an einem Wintertag in Deutschland. Zwar diskutieren sie wahrscheinlich heute noch, ob es nun 3 oder 4 Jahre her ist, seit es das letzte Mal so heftig geschneit hat, aber sie sind sich zumindest einig, dass es schon seeeehr lange her ist.



3 Stunden später so das allerdings dann schon wieder so aus:




Oberschwaben in Irland

Schon letztes Jahr hatten wir gehört, dass ich wohl nicht der einzige Oberschwabe in Irland bin. Denn Lissi aus Riedlingen und Christian aus der Nähe von Tübingen (Sorry, Christian, hab schon wieder vergessen, wie dein Dorf genau heißt – Obernochmalwas) sind an dem Tag im November für 3 Monate nach Galway geflogen, an dem wir unser Auto von Deutschland nach Irland gefahren haben. Erfahren haben wir davon, da Lissi’s Eltern mit meinen Eltern befreundet sind. Wir haben Lissi über meine Eltern und ihre Eltern ausrichten lassen, dass sie jederzeit bei uns vorbeischauen kann, wenn sie mal den Südosten Irlands erkunden sollte. Am Montag vor 2 Wochen hat sich Lissi nun per Email gemeldet und den „Herr Schneider“ gefragt, ob er denn vielleicht ein paar Tipps für die Gegend um Cork hätte. Der „Herr Schneider“ hat Lissi wissen lassen, dass sie wohl bei dem Falschen gelandet wäre, denn den „Herr Schneider“ gäbe es hier nicht, sondern nur den Jochen. Nachdem das geklärt war, war alles ganz einfach und ging ganz schnell. Am folgenden Freitag fuhr Lissi mit ihrem Freund Christian mit dem Bus von Galway nach Cork und am Samstag trafen wir uns beim Starbucks am Flughafen in Cork, wo wir den Mietwagen für die Beiden abholten.

Da wir uns ja noch nie zuvor gesehen hatten, war das mit dem Treffen leichter gesagt als getan, denn wir wussten ja nicht wie die Beiden aussehen und sie natürlich auch nicht wie wir aussehen. Da Michaela und ich etwas zu spät waren, hatten Lissi und Christian einige spannende Minuten zu überstehen, denn immer wieder näherten sich ihnen entweder Pärchen oder einzelne Männer in den Mitdreißigern, die ihnen manchmal mehr und manchmal weniger sympathisch waren. Natürlich waren die beiden dann sehr erleichtert, als wir dann tatsächlich auftauchten, sie uns gleich erkannten, weil wir uns genauso suchend umschauten und wir uns gleich sympathisch waren.

Wir holten also den Mietwagen ab und fuhren mit 2 Autos zu uns nach Hause, wo Lissi und Christian dann für 2 Nächte eine Bleibe gefunden hatten. Tagsüber unternahmen wir mehr oder weniger kurze Trips zu den Küsten Südirlands und abends wurde zu Hause lecker gekocht.

Natürlich suchten Lissi und ich nach gemeinsamen Bekannten in Riedlingen und wurden schließlich auch fündig. Ferdinand und Christian Neumann sind gute Freunde von Lissi, die sie während ihres dreimonatigen Irlandaufenthalts auch schon besucht haben. Die Eltern der Brüder sind mit den Eltern meiner Ex-Freundin Katharina Schönle befreundet. Über diese Verbindung habe ich Ferdi und Christian damals als kleine Jungs kennen gelernt und im Haus ihrer Eltern als Ferienjob mehrere Zimmer gestrichen.

Kleine Randnotiz: Der Onkel von Ferdi und Christian ist Anton Hunger, seines Zeichens Kommunikationschef bei Porsche und Autor des grandiosen Buches „Gebrauchsanweisung für Schwaben“, welches ich gerade erst dieses Jahr gelesen habe. So klein ist die schöne schwäbische Welt.

Als die Beiden am Montagvormittag wieder zurück nach Galway gefahren sind, hatten wir nicht nur ein schönes Wochenende hinter uns, sondern auch 2 neue Freunde gewonnen. Und wieder mal wirkte unser Haus sehr leer als unsere Gäste wieder weg waren…