Samstag, 26. Juli 2008

Autokennzeichen

Irische Autokennzeichen geben mehr Informationen als deutsche Autokennzeichen. Man erkennt wie bei den deutschen Nummernschildern, wo das Auto zugelassen ist (am Buchstaben in der Mitte) und kann daraus schließen, wo der Besitzer wohnt oder wo er her kommt. Diese Information bieten irische Kennzeichen auch. Zusätzlich sieht man aber auch auf einen Blick (an den beiden Zahlen ganz links), wann das Auto zum ersten Mal zugelassen wurde.



Das hat den Vorteil, dass man als Ausländer schnell herausfindet, dass sich die neureichen irischen Bonzen jedes Jahr ein neues, noch größeres Auto kaufen. Natürlich sind momentan Geländewagen der große Renner. Dieser Trend ist mittlerweile auch hier auf der Insel angekommen. Die nagelneuen Klein- und Mittelklassewagen sind meist Mietwagen, was meist bestätigt wird, wenn die Fahrweise unsicher ist, Blinker im letzten Moment gesetzt werden oder auch mit 40 Km/h auf der Landstraße geschlichen wird.

Unser TT hat noch immer ein deutsches Kennzeichen. Auch wenn die Vorschrift eigentlich sagt, dass man den Wagen am Tag der Überführung nach Irland sofort anmelden muss. Das haben wir aus zeitlichen Gründen irgendwie nie geschafft und jetzt ist es irgendwie auch schon zu spät. Außerdem hatte das edle Stück dieses Jahr seinen 10. Geburtstag. Damit gilt es ja eigentlich schon als alt. Sieht aber definitiv jünger aus. Und ich finde, dass das Alter bei einer Design-Ikone sowieso nichts zur Sache tut. Ältere Damen fragt man ja schließlich auch nicht nach ihrem Alter…

Süddeutsche

Ich bin mir sicher, dass der Sommer nun auch in Irland angekommen ist. Heute Morgen war es (für irische Verhältnisse) fast windstill und die Sonne schien länger als 2h am Stück! Das musste natürlich ausgekostet werden. Und so genoss ich den wunderbaren Vormittag mit einer guten Tasse Kaffee und – natürlich – einer ausgiebigen Lektüre der Süddeutschen Zeitung auf der Terrasse. Grandios!


Die SZ lassen wir uns 2x die Woche nach Irland liefern. Die Freitags- und Samstagsausgaben kommen zwar immer erst montags hier an und werden erst am darauffolgenden Wochenende gelesen. Aber ganz darauf verzichten mag ich nicht.

Die verzögerte Anlieferung bringt natürlich Nachteile mit sich. Wenn ich – wie zum Beispiel heute morgen – einen Artikel über Barack Obama lese, in welchem unter anderem gerätselt wird, ab er nun in Deutschland eine Rede halten wird oder nicht, dann ist das natürlich schon länge hinfällig, weil ich ja mittlerweile seine Rede schon im Internet gelesen habe. Oder wenn Lewis Hamilton in einem ausführlichen Interview über seine Chancen spekuliert, den Großen Preis von Deutschland zu gewinnen, ist das auch schon Schnee von gestern. Denn natürlich hat er den klar gewonnen und führt nun in der Fahrer WM.

Aber der wahre Wert der Süddeutschen liegt ja nicht in der aktuellen Berichterstattung, sondern in den grandiosen, etwas längeren Artikeln, Reportagen und Interviews, die sich mehr mit den Hintergründen befassen und sauber recherchiert sind – richtiger Journalismus eben. So wie zum Beispiel die aktuelle Serie über den Klimawandel, die unter dem Thema Wetterbericht läuft. Das ist alte Schule und durch nichts zu ersetzen. Und da solche Beiträge völlig unabhängig vom aktuellen Tagesgeschehen sind, kann man sie auch noch mit wochenlanger Verzögerung am Ende der Welt lesen - ganz ohne Wertverlust.
Hab ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich ein großer Fan der Süddeutschen bin? Merkt man wahrscheinlich kaum…

Sonntag, 20. Juli 2008

Bayrische Wochen

Letztes Wochenende waren wir in Deutschland, genauer gesagt in Bayern. Wir hatten geplant für einige Tage den Sommer zu genießen, den wir ja hier in Irland nicht haben und eine kleine Tour durch Bayern zu machen.

Das hat dann auch am Donnerstag als wir angekommen sind super geklappt. In Regensburg haben wir für eine Nacht im Andreasstadel eingecheckt, wo wir ein Zimmer mit Terrasse inklusive Sonnenliegen bekommen haben. Den herrlich warmen Sommerabend haben wir mit Jörg und Stephan auf der Terrasse unseres Lieblingsitalieners genossen. Und zurück im Andreasstadel haben wir uns auf die Liegen auf der Terrasse gelegt und uns den Sternenhimmel angeschaut, bis wir eingeschlafen sind.



Am nächsten Tag sind wir mit unserem Mietwagen nach Neumarkt zu Jan und Schmusa geflitzt und wollten dort deren neue Terrasse einweihen. Doch kaum war der Grill angeschmissen, fing es auch schon an zu regnen. Zum Glück war die Temperatur trotzdem noch angenehm, weshalb wir den Geräteschuppen kurzerhand zur Gartenlaube umfunktionierten und so doch noch einen wunderbaren Grillabend im Freien (mit Dach) genießen konnten.

Am Samstag war das Wetter dann richtig schlecht, weswegen wir Markus und Nicole (natürlich inklusive Maximilian), die zufällig übers Wochenende auch in Regensburg waren, im Cafe getroffen haben und abends beim Griechen essen waren.

Der Sonntag war schon ein kleines Bisschen besser und wir konnten – wenn auch mit Jacken – die Vorzüge der schweizerisch-fränkischen Küche mit Ute und Tommi im Biergarten des Gasthofs zur Guten Einkehr in Morschreuth genießen.

Am Montag waren wir dann noch beim Inder in Regensburg, bevor ich am Dienstag wieder zurück nach Irland geflogen bin, wo das Wetter zugegebenermaßen nicht viel schlechter war. Aber die Temperaturen wollen hier halt die 20C° Grenze nicht übersteigen.

Am Tag meiner Abreise hat mir Stephan ein Bajuwarisches Survivalpack ins Büro gebracht, welches ich erst in Irland geöffnet habe. Die Schätze aus diesem Paket versüßen mir seither das Leben jeden Abend bzw. Morgen (am Wochenende). Leberkäse, Würschdl, Fleischpflanzerl und – natürlich – frische Brezn und an Obatzn vom Vinzenzmurr! Hhhhmmmm… Und das in solchen Mengen, dass die Bayrischen Wochen in Irland wohl noch ein paar Tage verlängert werden können. Danke, Stephan!



Pfennigfuchser

Pfennigfuchser sind die Iren wahrlich nicht. Allenthalben findet man hier Centstücke auf der Straße. Als Schwabe bzw. Oberpfälzerin (die den Schwaben in dieser Hinsicht in Nichts nachsteht), werden diese natürlich freudig aufgesammelt, bespuckt - damit sie Glück bringen - und eingesteckt. Den Iren ist solches Verhalten völlig fremd. Auf Pfennigbeträge kommt es hier nicht wirklich an. Stellt man zum Beispiel an der Kasse im Supermarkt fest, dass man nicht genügend Kleingeld dabei hat, drücken die Iren schon mal ein Auge zu und man darf trotzdem alles mitnehmen. Und in der Kantine bin ich wahrscheinlich der Einzige, der sich beim Mittagessen für 4.99 Euro den Cent jeden Tag zurückgeben lässt.



Vielleicht liegt das daran, dass in der irischen Tradition Unternehmertum bzw. wirtschaftliche Effizienz noch nie eine Rolle gespielt hat. Denn wirtschaftlichen Erfolg konnten die irischen Kleinbauern früher auch mit härterer Arbeit nicht erzwingen. Und wenn sie mal eine größere Ernte einfuhren, durften sie diese gleich an die englischen Besatzer abdrücken.

Mittlerweile haben die Iren aber zumindest eine Verwendung für die so unwichtig betrachteten Centstücke gefunden. Sie mauern sie als Glücksbringer in die Fundamente ihrer Häuser ein. Ob hier nach der Devise „je mehr desto besser“ wahre Schatzkammern einbetoniert werden, konnten wir bisher noch nicht herausfinden. Vielleicht wäre eine Probebohrung ja mal ganz aufschlussreich.

Sonntag, 6. Juli 2008

Nationalhymne

Jede Nacht kann man in irischen Pubs dasselbe Ritual miterleben. Bevor das Pub geschlossen wird, wird die Irische Nationalhymne eingespielt. Alle Gäste stehen auf, legen die Hand aufs Herz und singen innbrünstig mit. Stolz erfüllt werden anschließend die Gläser geleert und dann machen sich alle gemeinsam auf den Weg nach Hause.




Zwar ist das öffentliche Singen der Nationalhymne seit dem Sommermärchen 2006 auch in Deutschland nicht mehr geächtet, aber ohne Fußballspiel oder sonstigen schwerwiegenden sportlichen Anlass doch noch immer etwas anrüchig. Nicht so hier in Irland. Wer hier NICHT mitsingt wird schräg angeschaut.

Wer also schon mal für den nächsten Irland-Besuch üben möchte, kann das hier tun. Viel Spaß!


Wassersport

Als wir im Januar Ausflüge zu den nahegelegenen Stränden machten, stellten wir zu unserem Erstaunen fest, dass die Iren auch um diese Jahreszeit Surfen gehen. Eingepackt in Neoprenanzüge stürzen sie sich auch bei nur 10C° Lufttemperatur in die Fluten.

Im Februar haben wir dann Kajakfahrer im Meer beobachtet. Auch denen schien die frische Brise nichts auszumachen. Und gesegelt wird hier sowieso das ganze Jahr – bei jedem Wetter – es sei denn der Wind nimmt Orkanstärke an.

Mittlerweile ist uns klar geworden, warum die Iren so beinhart sind und auch im Winter im /auf dem Meer ihren Sport betreiben. Logisch - weil es temperaturtechnisch keinen nennenswerten Unterschied zum irischen Sommer gibt. Die Temperaturen sind zwar von 10C° auf 15C° gestiegen, aber das macht im/ auf dem Wasser keinen Unterschied. Wer also in Irland Wassersport zum Hobby hat, tut gut daran, sich von Nebensächlichkeiten wie dem Wetter nicht davon abhalten zu lassen. Denn solche Tage, an denen normale Mitteleuropäer an Wassersport denken, sind hier auf der Insel arg rar.