Sonntag, 22. Juni 2008

Muskelkater

So langsam aber sicher werden auch die Menschen hier in Irland vom Fußballfieber angesteckt. Und bei uns erreicht es so langsam seinen Höhepunkt. Letzten Sonntag hab ich es noch vielen ausgeschlagenen Einladungen sogar zum ersten Mal geschafft, mich Aufzuraffen und beim Cork Amazon Football Team mitzuspielen. Ich hab den Jungs hier mal gezeigt, was ich in der Unlinger Talentschmiede gelernt hab. Also wenn ich mit der Form vom letzten Sonntag gegen Österreich mitgespielt hätte, hätte ich definitiv einen rein gemacht. Abgesehen von meinen geringfügigen konditionellen Schwächen…



Vielleicht hätte Mario Gomez doch ein bisschen genauer hinschauen sollen, als er damals als Baby mit seiner Mutter meinen Darbietungen auf dem Unlinger Fußballplatz verfolgt hat. Da hätte er gesehen, was ein Torriecher ist. Und den scheint man auch doch jahrelange Fußballpausen nicht zu verlieren…

Aber ich kann euch versichern, dass mir in der letzten Woche sehr bewusst war, wie viele Muskeln ein menschlicher Körper überhaupt hat und wie viele davon beim Fußball beansprucht werden. Denn mindestens jeder zweite meiner Muskeln hatte nach meinem Gastspiel auf dem Pitch des Cork Leisure Clubs einen grandiosen Kater.



Heute fand nun mein zweites Spiel statt und das war nicht minder schlecht. Aber auch die Schmerzen in den Oberschenkeln schenken sich nichts im Vergleich zum ersten Spiel. Ich freu mich schon auf die nächsten beiden Tage im Büro, wenn ich vor lauter Muskelkater (übrigens ein wunderbares deutsches Wort, für das es im englischen keine wirkliche Übersetzung gibt. Die sagen einfach nur „aching muscles“) kaum werde gehen können…

Naja, vielleicht ist der Mario am Ende doch der bessere Fußballer – der Fittere ist er wohl allemal…


Night at the Dogs

Vorletzte Woche waren wir zum ersten Mal beim Hunderennen im Curraheen Park, dem Greyhound Stadium in Cork. Der Amazon Sports & Social Club hatte den Event organisiert und ca. 80 Amazonier sind gekommen. Wir haben Jörg auch gleich mit verpflichtet, der erst kurz davor in Irland gelandet war. Kaum im Stadion angekommen, wurde uns erklärt, wo die Rennbahn und der Bierausschank ist und wie das mit dem Wetten funktioniert - denn darum dreht sich schlussendlich alles.


Also haben wir uns erst mal ein Bier geholt, dann die Rennstrecke von der Tribüne aus inspiziert und gleich beim ersten Rennen eine Wette platziert. Man kann sowohl auf einzelne Hunde setzen oder aber z.B. auf 3 Hunde von denen dann 2 als Erster und Zweiter ins Ziel kommen müssen. Die letztere Variante nennt sich Forecast All Ways und wurde uns von einer Kollegin und erfahrenen Hunderennenwetterin als Erfolgversprechenste empfohlen. Die Hunde mussten wir dann natürlich schon selbst aussuchen. Dazu bekommt man am Eingang ein Stadionheft mit den Listen der im jeweiligen Rennen startenden Hunde und deren Ergebnisse in den letzten 4 Rennen (sie starten maximal 1x pro Monat).



Ich suchte die vermeintlich stärksten Hunde pro Rennen raus, während sich Michaela eher von den Namen der Hunde inspirieren ließ. So setzte sie dann im Rennen 5 auf das Cookie Monster, welches aber leider seine Ergebnisse vom Januar und April diesen Jahres nicht bestätigen konnte, als es jeweils ein Rennen gewinnen konnte. Dieses Mal reichte es nicht mal für einen Platz unter den ersten 3. Also musste am Ende doch eine meiner zahlreichen - und meist ziemlich erfolglosen - Forecast All Ways Variante für einen Gewinn herhalten. In Rennen 7 setzte ich 6 Euro auf Tell Me DenJoe, Frosty Fire und Miss Maldini und gewann tatsächlich 58 Euro. Ein Riesenspaß! Vor allem, weil jeder wettet, mitfiebert und die Hunde während des Rennens anfeuert.

Die Hunde brauchen übrigens ca. 30 Sekunden für die 1 Runde des Rennens. Nach dem letzten Rennen sind ein paar irische Jungs auf der Rennstrecke um die Wette gelaufen - die haben aber eher so um die 3-5 Minuten gebraucht – immerhin kamen sie alle ins Ziel…

Samstag, 14. Juni 2008

Die Iren und die Euro (2008)

Auch bei der Euro 2008 sind die Iren nicht am Start – hier allerdings eher unfreiwillig. Denn sie hatten selbstverständlich ernsthaft versucht, sich zu qualifizieren. Nun soll‘s ja bekanntlich Giovanni Trapattoni richten und die Irische Nationalmannschaft zur WM 2010 führen – oder sogar zum WM-Titel, wie auch schon in manchen Zeitungen zu lesen war. Naja, träumen dürfen wir ja alle…

Dieses Jahr schauen sich die Iren die Euro 2008 also im Fernsehen an, wo alle Spiele live und in Farbe übertragen werden. Doch die Euphorie hält sich arg in Grenzen. Schließlich hat sich ja auch keiner der Inselnachbarn Schottland, Wales oder England für das Turnier in Österreich und der Schweiz qualifiziert.

All dessen ungeachtet fährt hier in Kinsale bzw. Cork seit dem ersten Turniertag ein wackerer Fußballfan sein Deutschlandfähnchen (Danke nochmal, Andi, für dieses tolle und weitsichtige Weihnachtsgeschenk!) durch die Gegend, welches einsam, aber tapfer im irischen Wind flattert…



In Ermangelung eigener Idole wurde beschlossen, dass jeder irische Fußballfan je eine Mannschaft „adoptiert“, um besseres Mitfiebern zu gewährleisten. Um Zuge dessen werden in Irland bisher noch nicht so bekannte Spieler vorgestellt. So zum Beispiel Mario Gomez vor dem ersten Deutschlandspiel gegen Polen: „The striking sensation from Stuttgart! Super Mario!“ Das hört sich dann an, als wäre mein ehemaliger Nachbar ja wirklich schon bald ein internationaler Star. Im anschliessenden Spiel hat sich dies allerdings leider nicht bewahrheitet. Da hat er eher gespielt wie der SV Unlingen in seinen nicht so guten Zeiten… Aber das wird schon noch. „Super Mario“ macht schon noch sein Tor bei dieser EM – ganz sicher!


Die Iren und die Euro (-päische Union)

Die Iren wollen anscheinend nicht so richtig an der Euro (päischen Union) teilnehmen. Denn diese Woche haben sie den EU-Reformvertrag von Lissabon abgeschmettert und damit Europa in eine tiefe Krise gestürzt.


Laut Endergebnis stimmten 46,6 Prozent der Iren mit Ja, und 53,4 Prozent lehnten den Vertrag von Lissabon ab, der die Europäische Union fit machen sollte für das 21. Jahrhundert. Damit wird die EU nicht wie geplant ab 2009 einen Präsidenten und Außenminister bekommen oder erstmals das Recht der Mitglieder zum Austritt verankern. Um den Vertrag von Lissabon in Kraft zu setzen, wäre eine Ratifizierung in allen 27 EU-Mitgliedstaaten notwendig.



Von den 3,05 Millionen registrierten irischen Wählern stimmten am Donnerstag lediglich 53,1 Prozent ab. Wo sich die andere Hälfte der Iren herumtrieb und ob sie vielleicht die grandiose 1:2 Niederlage der Deutschen gegen die Kroaten vorzogen, ist nicht bekannt.

Mangels neuer Grundlage muss die EU nun zunächst mit dem Nizza-Vertrag weiterarbeiten, der seit 2003 in Kraft ist. Das Problem: Der Vertrag sieht überwiegend einstimmige Entscheidungen vor, was die Arbeit mit 27 EU-Mitgliedern erschwert. Zudem ist der Einfluss des Europaparlaments begrenzt. Bei jeder neuen EU-Erweiterung - Kroatien könnte schon 2010 beitreten - müssen die Stimmrechte der EU-Staaten zudem aufwendig neu ausgehandelt werden. Der Lissabon-Vertrag sollte in allen Punkten Abhilfe schaffen.

Denkbar wäre nun eine zweite Volksabstimmung in Irland. Dafür gibt es ein Vorbild: Als der Vertrag von Nizza 2001 am Nein der – wen wundert’s? - Iren scheiterte, legte ihn die Regierung in Dublin 2002 noch einmal zur Abstimmung vor, diesmal mit Erfolg.


So richtig 100%ige Europäer sind sie hier auf der Insel also noch nicht. Das ist ja aber auch nicht weiter verwunderlich, wenn man so abgeschieden ist vom Festland und eigentlich nur sehr wenig über die seltsamen Leute vom Festland weiß. Aber auch die irischen Medien sind da nicht besonders hilf- bzw. lehrreich. Denn wenn Etwas von außerhalb Irlands berichtet wird, dann von der Nachbarinsel England und im Ausnahmefall noch von den USA. Ansonsten konzentrieren sich die Nachrichten auf die Verkehrsun- und Raubüberfälle sowie die damit verbundenen Gerichtsverhandlungen und – urteile aus ganz Irland, die Ergebnisse der irischen Sportarten und die Entwicklungen der wenigen großen irischen Konzerne wie der Fluggesellschaft Aerlingus. Wenn nun die suspekten Nachbarn vom europäischen Festland auch noch Einfluss (gleich welcher Art) auf die lokalen Gegebenheiten nehmen wollen, dann ist es aus irischer Sicht erst mal schlauer dagegen zu sein, damit möglichst alles so bleibt wie es ist.

Sonntag, 8. Juni 2008

Haarige Session

Dieses verlängerte Wochenende besucht uns Jörg, den viele von euch ja aus dem Haarhouse in Regensburg kennen. Und weil er gerade da war – und „zufällig“ seine Schere mit dabei hatte – hat er uns kurzerhand – während wir in der Küche etwas Musik hörten, nebenbei die Haare geschnitten. Sehr angenehm, wenn sich das so easy verbinden lässt - vor allem wenn man bedenkt, daß wir noch immer keinen guten Frisör in Irland gefunden haben. Unsere bisherigen Erfahrungen auf diesem Gebiet sind ja eher dürftig: Von Einheitsschnitten bis zu osteuropäischen Kopfmassagen, die durch die Verwendung von eiskaltem Wasser und in Ermangelung jeglichen Fingerspitzengefühls eine hervorragende Durchblutung garantieren. Deshalb: Danke nochmal, Jörg! Es war eine Wohltat...


BBQ

Unser Nachbar Michael hat schlussendlich doch recht behalten, als er uns letztes Jahr im Herbst erzählt hat, dass man auf der Terrasse des Highfield Houses auch grillen kann. Lange mussten warten, aber dieses Wochenende haben wir es durchgezogen – auch wenn zwischendurch (natürlich) ein paar Regentropfen gefallen sind.

Für unseren Grill war es das erste Mal überhaupt. Den hatten wir zwar noch in Deutschland gekauft, dort aber nicht mehr einweihen können. Und es war eine durchaus geglückte Premiere. Die Auswahl von Spießen hatten wir vom Metzger in Kinsale, der selbst aus Frankreich kommt und von deutschen Würsten aus dem Schwarzwald schwärmt. Seine Hühnchen-, Lamm- und Hackfleischspießchen waren aber auch nicht zu verachten…


Sonntag, 1. Juni 2008

Safari in Irland

Freitag vor einer Woche hatten wir uns einen Tag frei genommen, um mit meinen Eltern eine Tour entlang der Küste West Corks zu machen. Wir fuhren über Glandore und Castletownshend in Richtung Toe Head.


Kurz vor dem Ziel legten wir einen Fotostop ein, um den Toe Head aus der Distanz zu fotografieren.


Wir kletterten auf den Felsen herum und hinunter bis zu den kleinen Buchten mit wunderbaren, einsamen Sandstränden. Zum Baden war es allerdings noch deutlich zu frisch, weshalb wir uns dann auf den Felsen niederließen, um die leider um diese Jahreszeit noch immer seltenen Sonnenstrahlen zu genießen. Von dort hatten wir einen klasse Ausblick über die Bucht. Doch bald war's vorbei mit der Idylle. Denn wir sichteten eine Rückenflosse in der Bucht. War das ein Delfin? Oder gar ein Hai? Immer wieder tauchte die Flosse auf, allerdings zu weit weg, um erkennen zu können, was es genau war. Also musste erst einmal das große Fernglas meiner Eltern her und schließlich wurde auch das große Safari-Objektiv samt Stativ heran geschafft, um Beweisfotos machen zu können. Kurze Zeit später war dann auch klar, dass es sich um einen oder gar mehrere Delfine auf Fischfang handelte.


Kaum waren die Rückenflossen verschwunden, tauchte unser nächster Spielgefährte auf. Robbie, der Seehund tauchte alle paar Minuten auf, schaute interessiert zu uns herüber und verschwand dann wieder in den Wellen. Kurze Zeit später tauchte er wieder auf - allerdings irgendwo ganz anders, was es schwierig machte, ihm mit dem Stativ zu folgen. Mit viel Geduld und dem langen Objektiv sind uns dann aber doch noch ein paar nette Fotos gelungen.