Samstag, 20. September 2008

Ein Volk von Verbrechern

Wenn man eine der irischen Zeitungen liest, bekommt man unweigerlich den Eindruck, dass man es hier mit einem Volk von Verbrechern zu tun hat. Diebstähle, Raubüberfalle, Gewaltanwendung, gar Morde überall. Irische Zeitungen bestehen hauptsächlich aus sogenannten Gerichtsberichten. Nachrichten aus dem Rest der Welt werden auf kleinstem Raum abgehandelt und interessieren eigentlich nicht wirklich. Viel interessanter sind die Berichte über die vielen kleinen und großen Delikte aus dem Polizeibericht. Denn dort werden die Täter öffentlich an den Pranger gestellt, komplett mit Namen, Adresse und Geburtsdatum. Auch im Radio hört man in den Nachrichten den ganzen Tag nur Neuigkeiten über die scheinbar allgegenwärtige Kriminalität in Irland.



In Wahrheit ist aber eigentlich alles ganz anders. Es gibt so gut wie keine Kriminalität – abgesehen von ein paar wirklich üblen Vierteln in Dublin, aber solche Viertel gibt es ja auch in vielen anderen Großstädten der Welt und auch in Nürnberg, New York und Stuttgart. Ja sogar in Riedlingen wurde kürzlich eine Spielhalle überfallen.

Das wahre Gesicht Irlands sieht viel freundlicher aus. So hat mir kürzlich eine Arbeitskollegin erzählt, dass sie jeden Tag vergisst, das Licht in ihrem Auto auszumachen und jeden Tag kommen die Kinder aus der Nachbarschaft, klingeln und machen sie darauf aufmerksam. Damit aber nicht genug. Anfang dieser Woche haben die Kinder nun schüchtern angefragt, ob sie zukünftig das Licht im Auto selbst ausmachen dürfen, denn abgeschlossen wäre das Auto ja auch nie. Die Kollegin hat es ihnen zwar erlaubt, aber sich nun doch fest vorgenommen, dass Auto zukünftig wenigstens abzuschließen. Man weiß ja nie – bei all den Meldungen in den Zeitungen…

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